Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde

Visuelle Quellen zur Volkskultur in Sachsen – das digitale Bildarchiv

Die rund 200.000 Objekte umfassende Bildsammlung des ISGV bietet einen einzigartigen Bestand an Fotografien, Zeichnungen, Drucken und Postkarten. Das Besondere der Sammlung ist ihr fachspezifischer Hintergrund: Sie steht in engem Zusammenhang mit der wachsenden und sich verändernden Bedeutung von Bildquellen in der volkskundlich-kulturanthropologischen Forschung. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dienten Fotografien vor allem der Dokumentation und des visuellen Erhalts von Objekten oder Handlungen. Inzwischen hat sich das Fotografieren selbst zu einer ethnografischen Methode entwickelt, die zum einen Lebensformen und Entwicklungsprozesse beschreibt und analysiert, zum anderen aber auch Forschungsergebnisse fotografisch vermittelt. Dieser Wandel zeigt sich an einzelnen Beständen des ISGV: Die in den 1930er bis 1960er Jahren entstandene „Museumsdokumentation“ mit rund 20.000 Aufnahmen inszenierte beispielsweise – getreu dem damaligen Erkenntnisinteresse – Alltagsgegenstände, ohne Gebrauch oder Herkunft weiter zu thematisieren. Um das Jahr 2000 hingegen dokumentierte eine Fotoserie die Vielfalt neuentstandener Feste in sächsischen Städten und nahm die beteiligten Akteurinnen und Akteure in den Blick.

Alte Dorfschmiede Thossen
Bauerntruhe aus dem Museum Luckau

Das Themenspektrum des Bildarchivs ist breit gefächert und bildet vor allem alltagskulturelle Phänomene ab: Dorfansichten, Hausbau, Handwerk, Märkte, Volksfeste und Bräuche wurden ebenso dokumentiert wie Vereinsaktivitäten oder private Urlaubserlebnisse. Die umfangreiche Sammlung von Post- und Ansichtskarten setzt bereits mit dem Jahr 1898 ein. Einige Dokumentationen beschäftigen sich mit den Veränderungen von Siedlungsstrukturen, so beispielsweise im „sozialistischen Dorf“ der 1960er Jahre; die Folgen des wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Umbruchs nach der ‚Friedlichen Revolution‘ wurden zwischen 1994 und 1996 fotografisch begleitet. Zahlreiche Bildquellen konnten bei der Gründung des Instituts von den Vorgängereinrichtungen übernommen werden: Dieser Altbestand enthält unter anderem die Sammlungen des „Heimatwerks Sachsen“ und die Materialien der ehemaligen Landesbildstelle im Umfang von etwa 15.000 Aufnahmen. Hinzu kommen ungefähr 3.000 Grafiken und Fotografien aus wissenschaftlichen Nachlässen.

Verantwortlich: Marsina Noll

Projektseite: https://bild.isgv.de